War die Avocado in Europa vor einigen Jahren noch selten in den Küchen zu finden und wenig bekannt, ist sie spätestens mit der Eröffnung des Restaurants „The Avocado Show“ in Amsterdam offensichtlich zur Trendfrucht avanciert. Die vielseitigen und reichhaltigen Gerichte allesamt aus der Avocado gekocht begeistern Food-Blogger, Gourmets und die Laufkundschaft gleichermaßen. Auch in anderen Restaurants und der heimischen Küche findet die Avocado breite Verwendung und hat in der letzten Zeit enorm an Popularität gewonnen. Sie ist beliebt wegen ihrer ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und weiteren positiven Eigenschaften auf Herz und Kreislauf, sie gilt als wahres „Superfood“.
Superfood: a food (such as salmon, broccoli, or blueberries) that is rich in compounds (such as antioxidants, fiber, or fatty acids) considered beneficial to a person’s health. [Quelle: Merriam-Webster dictionary]
Ursprünglich kommt die Avocado bzw. „aguacate“ (span.) aus den tropischen Regenwäldern im Süden Mexikos. Heutzutage wird sie in industriellem Ausmaß weltweit angebaut, neben Mexiko unter anderem in Chile, Brasilien, Peru, Australien, dort ‘avos‘ genannt und häufig auf dem Burger zu finden, Südafrika, Israel und Südspanien. Die buttrige Frucht wächst an einem bis zu 20 Meter hohen Baum und gehört botanisch gesehen zu den Beeren, zählt somit zum Obst. Nachdem das Obst unreif von den Zweigen gepflückt wurde, reift die Frucht über einige Tage beim Transport, im Supermarkt oder letztlich in der Küche bis der Verzehr möglich ist. Da die Avocado nach dem Pflücken aufgrund der harten Schale sehr widerstandsfähig ist und auf der ganzen Welt angebaut wird, ist sie eigentlich ganzjährig in den Regalen der Lebensmittelläden zu finden.
Der globale und intensive Anbau ist jedoch auch die große Schattenseite dieser eigentlich so vorteilhaften Frucht. Neben den langen und umweltbelastenden Transportwegen, die mit Früchten aus europäischem Anbau vielleicht noch gemindert werden können, ist der industrielle Anbau ökologisch sehr schädlich. Da die Avocado massiv an Beliebtheit gewonnen hat und Kunden in Allerwelt danach gieren, ist der Anbau für Unternehmer attraktiv geworden. Die neuen Großfarmer verdrängen mehr und mehr die lokal ansässigen Kleinbauern und gründen große Plantagen mit unzähligen Bäumen und ganzen Baumschulen zur Kultivierung des grünen Goldes. Die Verkäufe von Ländereien der alteingesessenen Bevölkerung an die Großunternehmer, gezwungen durch die äußeren Umstände oder auch erkauft mit großen Geldsummen, verursachen Migration, sowohl Hin- als auch Wegzug. Obwohl die Arbeiter auf den Plantagen von verhältnismäßig hohen Gehältern profitieren, zerreißen die zahlreichen Konflikte, die mit dem Anbau der Avocado verbunden sind, die sozialen Gefüge in den Dörfern.
In Chile und Südafrika erstrecken sich die Anbaugebiete kilometerweit und bedecken ganze Landstriche, Ländereien so groß wie ganze Millionenstädte. Der ursprünglich traditionelle und nachhaltige Anbau hat sich mittlerweile zu einer hoch entwickelten Hightech-Landwirtschaft entwickelt. Doch häufig geht es bei der Landgewinnung und dem Anbau mit kriminellen und illegalen Methoden zu. Die illegale Rodung von Wäldern, mit all den negativen Folgen wie Erosion und der Zerstörung von natürlichen Lebensräumen für Lebewesen, und ein ausgiebiger Wasserdiebstahl an der ansässigen Bevölkerung, werden billigend in Kauf genommen oder vertuscht. Natürliche Wälder gehen verloren und die Regionen leiden unter Wassermangel, so stark, dass in einigen Gebieten Lastkraftwagen das Wasser zur intensiven Bewässerung anliefern müssen. Die Avocado benötigt Unmengen Wasser, ein Kilogramm verbraucht über 1000 Liter Wasser. Während die Bevölkerung hungert und durstet, werden weiterhin Avocados aus den Anbaugebieten exportiert, weil die mächtigen Farmer schon dafür Sorge tragen, dass zumindest auf den Plantagen stets genügend von dem kostbaren Nass für die grüne Butterfrucht vorhanden ist.
Obwohl die Avocado gesund und ernährungstechnisch sehr wertvoll ist, vor allem für Veganer oder Vegetarier, die in der grünen, kalorienreichen Frucht einen wahren Alleskönner finden, bleibt in Anbetracht des unökologischen Anbaus stets ein äußerst bitterer Beigeschmack. Jeder einzelne von uns sollte seine Verantwortung wahrnehmen und sich beim nächsten Einkauf Gedanken über die Lebensmittel in seinem Einkaufswagen machen, jeder Kunde hat die Macht etwas zu verändern. Die Avocado sollte bleiben was sie einmal war, ein „Luxusgut“.
Empfehlung des Autors:
Weitere Links zu dem Thema:
- https://www.youtube.com/watch?v=738oLWIKPNc
- https://www.avocado-info.de/herkunft/
- https://www.daskochrezept.de/magazin/ernaehrung/5-gruende-warum-wir-weniger-avocados-essen-sollten_273819.html
- https://old.danwatch.dk/en/undersogelse/avocados-and-stolen-water/
- https://www.plantura.garden/gruenes-leben/die-gesunde-avocado-und-ihre-schattenseiten
- https://www.daserste.de/information/wirtschaft-boerse/plusminus/sendung/swr/avocado-wahnsinn-100.html